Gott und Futur II

 

 

Deutsche Sprache, schwere Sprache, so hört man oft. Die Ausnahmen in Konjugation und Deklination sind so häufig, dass sie fast schon eine Art Regel darstellen könnten. Dennoch, es gibt Sprachen, die sind unserem Ohr und unserer Zunge so wenig vertraut, dass wir diese wohl auch als schwer oder sehr schwer einstufen würden.

 

Ich möchte gern mal eine grammatikalische Feinheit in den Blickpunkt rücken, die in unserem alltäglichen Sprechen kaum eine Rolle spielt, das Futur II, die Vollendung in der Zukunft. Über die Zukunft versuchen wir ständig etwas zu sagen. Das gelingt mehr oder minder, aber niemals exakt. Die Zeit, die noch nicht geschehen ist, ist immer etwas Offenes und daher auch Geheimnisvolles. 

Das Futur II jedoch lässt die Zukunft schon geschehen sein. Real ist das unmöglich, sprachlich geht das. 

Wenn der Urlaub vorüber ist, werde ich mich erholt haben. Die Schüler der 12. Klasse werden im Sommer das Abitur gemacht haben. Wenn die Operation erfolgreich verläuft, wird der Patient in 14 Tagen genesen sein.

Merken Sie was? In jedem dieser Sätze ließe sich das Wort hoffentlich einfügen.  Das Futur II hat einen ganz hohen Hoffnungsanteil. Es formuliert keine Gewissheit. Es ist nur die Hoffnung auf Erholung, auf Erreichung des Abiturs, auf Genesung usw., die hier zur Sprache kommt.  

Weihnachten hörten wir wieder den berühmten Vers, das Wort (Logos) ist Fleisch geworden (Joh 1,14). Der Logos ist aber mehr als nur Wort. Er ist Sinn, Zusammenhang, Verbindung, nicht loses Chaos. Dafür soll die Grammatik sorgen.

Gott lässt sich suchen und finden, sogar in der Ordnung und Gestalt unserer Worte (Grammatik). Das Wort teilt sich uns mit auf logische Weise, aber nicht nur. Es bleiben Spielräume göttlicher und auch menschlicher Kreativität.

Und…es gibt das Futur II, die Sprachgestalt der Hoffnung.
So möge sich das von Ihnen Erhoffte am Ende dieses Jahres erfüllt haben werden.


Ihr Pfarrer Ludger Dräger