Kreuzweg oder Kreuz weg?

 

 

In der Eichsfelder Landschaft finden sich viele Kreuzwege, meistens in der Form eines Sandsteinhäuschens mit Bildtafel. Moderner gestaltet hingegen ist der neue Kreuzweg in Heuthen.
Was hat unsere Vorfahren bewogen, den Leidensweg Christi begehbar zu machen? War es der „felsenfeste Glaube, der die Blicke hebt vom Staube“? Auf jeden Fall wusste man, dass ein Leben ohne Kreuz unmöglich ist. Der Glaube hat nicht davor bewahrt, dass alle Widrigkeiten des Lebens schon irgendwie vorüberziehen würden. Gewiss nicht. Der Glaube aber hat Kraft gegeben, das eigene Kreuz zu tragen. Die Leidensprozession am Palmsonntag ist ein Spiegel dieser Erfahrung.

Die Kreuze in dieser Welt sind nicht weniger geworden; Kriege und Krisen gehören zum bleibenden Inventar der Menschheit, quasi eine stetige Erinnerung und Vergegenwärtigung der Erbsünde (peccatum originale). Die Sünde spielt sich aber nicht nur auf der großen Weltbühne ab. Sie berührt stets auch unsere eigene Existenz und unsere Verflochtenheit mit dieser Welt. Stat crux, dum volvitur orbis. Das Kreuz steht fest, so lange die Welt sich weiterdreht, heißt es bei den Kartäusern.

Alles große Worte! Viele denken dabei heutzutage eher an den Dichterfürsten aus Weimar. „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“ (Goethe, Faust I).

Der Zeitgeist hingegen möchte lieber Kreuz weg statt Kreuzweg. Was für ein Irrtum! Das Kreuz Christi erkennt die Wirklichkeit dieser Welt an, verweist aber auf eine andere Dimension. Deshalb sprechen wir immer von Tod UND Auferstehung. In diesem Lichte werden die dunklen, traurigen und schmerzhaften Ereignisse und Erlebnisse unseres Lebens nicht einfach weggewischt, sondern durch Christus hineingenommen in das Leben Gottes selbst.

Das ist wahrhafte Erlösung. 

Lassen Sie sich in der Feier der Drei Österlichen Tage von diesem Geheimnis berühren und verwandeln.

HALLELUJA - JESUS LEBT.


Ihr Pfarrer Ludger Dräger